Die Spuren Europas in Berlin entdecken
Tag des Offenen Denkmals 1999
"Europa - ein gemeinsames Erbe": Unter diesem Motto lädt der Tag des offenen Denkmals 1999 zu Entdeckungsreisen in ganz Berlin ein. Vom 10. bis zum 12. September stellen Denkmaleigentümer und Initiativen, die bezirklichen Denkmalschutzbehörden und das Landesdenkmalamt einmal mehr den geschichtlichen Reichtum der Stadt vor - mit Führungen, Rundfahrten, Vorträgen und Ausstellungen.
Das diesjährige Motto, unter dem die "European Heritage Days" in 44 europäischen Ländern stattfinden, rückt besonders jene Denkmale in den Mittelpunkt, die an die zahlreichen Einflüsse fremder Kulturen und Religionen erinnern. Berlin hat in dieser Hinsicht besonders viel zu bieten. Etwa das Böhmische Dorf in Neukölln, das 1737 begründet wurde und den böhmischen Glaubensflüchtlingen Exil bot. Oder den größten jüdischen Friedhof Europas in Weißensee, auf dem zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik begraben liegen. Eine Ausstellung in Kreuzberg schildert das Leben im Schlesischen Viertel, wo im 19. Jahrhundert ein Drittel der Gemeindemitglieder polnisch sprach, so daß es nach der Einweihung der Liebfrauenkirche zu Auseinandersetzungen um die Gottesdienstsprache kam.
Luftiger als im dicht bebauten Kreuzberg lebte es sich in Bruno Tauts Tuschkastensiedlung in Grünau oder in der Zehlendorfer Gartenstadt, die nach den Ideen der englischen Gartenstadtbewegung mit viel Grün angelegt wurden. Aus jüngerer Zeit stammen die Ehrenmäler in Treptow und Schönholz, die an die sowjetischen Opfer des Kampfs um Berlin 1945 erinnern, oder die Bauten der Interbau 1957 im Hansaviertel, errichtet von so vielen renommierten Architekten aus aller Herren Länder, daß sich ihre Liste heute wie ein Whos Who der damaligen Architekturszene liest.
Das Programm umfaßt in diesem Jahr 190 geöffnete Denkmale in allen Bezirken Berlins. Die meisten Führungen und anderen Angebote sind kostenfrei; bei einigen ist jedoch rechtzeitige Anmeldung erforderlich. Erstmals können wir Ihnen ein farbig illustriertes Berliner Programm anbieten. Es eignet sich auch sehr gut nach dem Tag des Offenen Denkmals als Nachschlagewerk für eigene Berlin-Erkundungen. Auf die Zukunft verweist außerdem die Zusammenstellung der Angebote nach dem neuen Bezirkszuschnitt, wie er ab 2001 offiziell gelten wird.
Dr. Jörg Haspel
Landeskonservator