
In der dicht bebauten Stadt kommt der Anpassung von Stadtquartieren an den Klimawandel eine sehr hohe Bedeutung zu. Bei städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen, die durch das Programm Nachhaltige Erneuerung gefördert werden, spielen Klimaschutz und Klimaanpassung daher eine immense Rolle. Um die Lebensqualität für die hier lebenden Menschen zu erhalten und zu verbessern sind sie Bestandteil und Querschnittsaufgabe bei der Weiterentwicklung von Wohngebieten. Seit 2020 hat das Thema mit der Neuausrichtung der Städtebauförderung auf Bundesebene noch mehr an Bedeutung gewonnen.
Bereits die Auswahl der durch das Programm Nachhaltige Erneuerung geförderten Projekte erfolgt anhand der im Programmleitfaden genannten Kriterien. Dazu gehören – bezogen auf Klimaschutz und Klimaanpassung – der Innovationsgehalt beim Bauen, der umweltschonende Einsatz von Baustoffen oder die Wiederverwendung von Materialien. Leuchtturmprojekte sichern neben einem hohen Standard hinsichtlich klimagerechter Maßnahmen auch die Signalwirkung für Folgevorhaben.
Konkret bedeuten Klimaschutz und Klimaanpassung in der Stadt u.a. widerstandsfähig zu bauen: gegenüber enormer Hitze und Trockenheit auf der einen und Starkregenereignissen auf der anderen Seite. Die Quartiere müssen sparsam und intelligent mit Ressourcen wie Energie und Wasser umgehen. Weiter können Stadtquartiere das Ideal der Stadt der kurzen Wege erfüllen, wenn notwendige öffentliche und private Infrastrukturen vor Ort sind und umweltgerechte Mobilitätsformen unterstützt werden.
Da in den Fördergebieten bereits Strukturen der Gebietsbetreuung und der Beteiligung existieren, kann in der Konzept- wie in der Umsetzungsphase auf bürgerschaftliches Engagement und Initiativen zurückgegriffen werden. Energetische Quartierskonzepte zeigen Eigentümerinnen und Eigentümern Planungssicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten auf.
Zahlen und Fakten
Klimaschutz und Klimaanpassung sind Querschnittaufgaben bei der Umsetzung der Projekte im Programm Nachhaltige Erneuerung.
Dazu gehören beispielsweise:
- Kita-Neubauten mit hohem ökologischen Standard
- Energetische Sanierungsmaßnahmen an Bildungs,- Betreuungs- und Kultureinrichtungen
- Einsatz nachhaltiger Materialien bei Neu- und Umbauten
- Renaturierungsmaßnahmen von Naturräumen mit besonderem Erholungswert für die Stadtbevölkerung
- Regenwassermanagement im Bereich von Gebäuden und Freiflächen
- Verbesserung der Geh- und Radwegeinfrastrukturen
- Klimaangepasste Freiraumgestaltung
Themenblatt Klimaschutz u. Klimaanpassung Download (PDF; 6,3 MB)
Stand: Dezember 2021
Projekt- und Maßnahmenbeispiele mit besonderem Fokus auf Klimaschutz und Klimaanpassung
Ökologische Gebäudekonzepte bei Sanierung und Erweiterung

Beispiel Kita Bewegungsreich
Bei der Planung der Sanierung und Erweiterung der Kita Bewegungsreich wurde im Rahmen des Forschungsprojekts networks4 ein innovatives Bewirtschaftungskonzept für das Niederschlagswasser kooperativ erarbeitet. Nach Projektabschluss 2024 versickert das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück der Kita oder wird für Toilettenspülung, Gartenbewässerung oder zum Spielen genutzt. Dach und Fassaden werden teilweise begrünt.
Experimentelle Materialien

Beispiel Jugendclub und Familienzentrum "Betonoase"
Für den Neubau der "Betonoase" für Jugendclub und Familienzentrum wurde erstmals für ein öffentliches Gebäude Infraleichtbeton aus Tongranulat, Sand und Zement verwendet. Das Gebäude erfüllt ohne zusätzliche Dämmung den Passivhausstandard.
Nachhaltige Baumaterialien

Beispiel Sporthalle der Johannes-Schule
Die neue Sporthalle der Johannes-Schule (Schöneberg-Südkreuz) ist komplett in Holzbauweise errichtet. Die extensive Dachbegrünung wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus und trägt zusätzlich zum Klimaschutz bei.
Projektporträt Sporthallen-Neubau Campus Joahnnes-Schule

Beispiel Kita Gudrunstraße
Holz ist auch das dominierende Baumaterial für die dringend benötigte neue Kita in der Gudrunstraße im Fördergebiet Frankfurter Allee Nord. Baubeginn ist 2022. Auch die geplante Lärmschutzwand zur S-Bahn besteht aus dem nachhaltigen Material.

Beispiel Kita Havelländer Ring 46
Im Bereich des Neubaugebiets Stadtgut Hellersdorf entsteht am Havelländer Ring zurzeit eine Kita in Holzbauweise mit Schafwoll-Dämmung, Gründach, PV-Anlage und Wärmerückgewinnung. Hier sind für die Kinder Einblicke in die Holzkonstruktion durch Gucklöcher vorgesehen.

Beispiel Kita und Familienzentrum "Horizonte"
Kita und Familienzentrum "Horizonte" am Tornower Weg (Märkisches Viertel) wurden mit einem Obergeschoss versehen, das komplett aus Holz besteht. Die unverkleideten Wände der Gruppenräume verschaffen den Kindern das unmittelbare Erleben nachhaltiger Architektur.
Baustoff-Recycling

Beispiel Zuversichtsgemeinde Staaken
Vor dem Abriss und Neubau der ev. Zuversichtskirche und der Nebengebäude in Spandau (Brunsbütteler Damm/Heerstraße) sichert die Gemeinde mit vielen Partner:innen wertvolle Materialien und Einbauten. Sie werden verkauft, abgegeben und sollen möglichst auch im Neubau Verwendung finden.
Niederschlagsmanagement in Grün- und Spielanlagen

Beispiele aus Prenzlauer Berg und
Tiergarten-Nordring/Heidestraße
Im Anton-Saefkow-Park wurden bei der Neuanlage der Wege offene Querrinnen und Versickerungsflächen eingerichtet. Auch im Fritz-Schloss-Park wurden in mehreren Bauabschnitten Wege im Hinblick auf Starkregenereignisse saniert oder erneuert.
Klimaangepasste Grünflächen

Beispiel aus dem Gebiet Tiergarten-Nordring/Heidestraße
Die Grünanlage in der Bremer Straße soll als Pilotprojekt mit besonderer Gestaltung und Bepflanzung an den Klimawandel angepasst werden.
Förderung des Rad- und Fußverkehrs

Beispiele aus Tiergarten-Nordring/Heidestraße und
Neue Mitte Tempelhof
Die Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr innerhalb der Quartiere ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. In vielen Fördergebieten wurden und werden außerdem Verkehrs- und Mobiliätskonzepte entwickelt.
Projektporträt Verkehrsberuhigung Sickingenstraße/Huttenstraße
Frühzeitige Beteiligung

Beispiel Mehrgenerationenplatz „Drei Grazien“
Die Beteiligung der Bürgerschaft findet oftmals bereits in der Konzeptphase statt - wie hier für den Mehrgenerationenplatz „Drei Grazien“ im Fördergebiet Greifswalder Straße.
Umweltbildung/Teilhabe

Beispiele aus dem Gebiet Greifswalder Straße
Klimaanpassung, Klimaschutz und Artenschutz werden auch für Kinder in entsprechend ausgelegten Gebäuden erlebbar, z.B. auch bei der geplanten Regenwasserspülung der Toiletten in der Kita Bewegungsreich (siehe oben). Wertvoll für die Stärkung des ökologischen Bewusstseins sind auch konkrete Aktionen, wie der Bau von Vogelhäuschen für den Einsteinpark (Greifswalder Straße) in Kooperation mit einer benachbarten Schule.
Solarhub für die Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule
Wie die Energie-Gewinnung aus erneuerbaren Quellen funktioniert, kann man an der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule erleben. Auf dem Schulhof wurde im Rahmen des aus Stadtumbaumitteln kofinanzierten KfW-Sanierungsmanagements ein Solarhub installiert. Mittels recycelter Solarpaneele wird Energie für das Laden von Handys und einen Infobildschirm gewonnen.
Interview zum Thema Ökologisches Bauen
