Archiv: Hauptstadt Berlin - Dokumentation der Arbeitsphasen
Städtebaulicher Wettbewerb Stadtquartier Lehrter Bahnhof
Die verkehrstechnische Grundsatzentscheidung für den Bau des Hauptbahnhofs/Lehrter Bahnhof ist der im Juni 1992 gefasste Beschluss der Bundesregierung zum "Pilzkonzept" der Deutschen Bahn AG. Dieses Konzept sieht vor, das historisch gewachsene Netz der Radialstrecken nach Berlin wiederherzustellen und um eine neue Nord-Süd-Verbindung zu ergänzen. Zur Umsetzung wurde 1994 ein Planfeststellungsverfahren begonnen und im Nachfolgejahr abgeschlossen. Es enthielt auch einen Bauabschnitt der U-Bahnlinie 5 und den Tunnel der Bundesstraße 96.
Dort, wo die neue Nord-Süd-Strecke die bestehende Ost-West-Verbindung über das Stadtbahnviadukt kreuzt, ist an der Stelle des ehemaligen Lehrter Stadtbahnhofes der zentrale Kreuzungsbahnhof Berlins entstanden. Aus einem konkurrierenden Verfahren für das Bahnhofsgebäude gingen 1993 die Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner als Sieger hervor. Ihr Entwurf bedurfte später einer Überarbeitung, da sich durch den Ideenwettbewerb Spreebogen einige städtebauliche Vorgaben geändert hatten. Nachdem dies geschehen war, stellte sich die Aufgabe, die Umgebung des Hauptbahnhofes - das "Stadtquartier Lehrter Bahnhof" - zu gestalten. In Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen wurde 1994 von der Deutschen Bahn ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt. 14 Architekturbüros wurden eingeladen, um ein attraktives städtisches Quartier mit einer hohen, dem Standort entsprechenden Nutzungs- und Gestaltungsvielfalt zu entwerfen.
Prämiert wurden zwei Preisträger: Max Dudler, Berlin für das nördlich der Invalidenstraße gelegene Teilgebiet und O. M. Ungers, Berlin für die unmittelbare Umgebung des Hauptbahnhofes. Ungers' Entwurf stellt das Bahnhofsgebäude mit einem nördlichen und einem südlichen Vorplatz frei. Er gliedert die Umgebung in ein westliches Stadtquartier mit sieben Baublöcken, die sich an der traditionellen Berliner Blockstruktur orientieren. Sie sollen vor allem Geschäfts- und Büronutzungen aufnehmen. Das östliche Quartier sieht eine Umbauung des Humboldthafens vor, der seine Funktion als Güterumschlagsplatz seit Kriegsende verloren hat. Hier sollen nun auch Wohnungen angesiedelt werden. Auf den Vorplätzen sind den Bahnhof flankierende Einzelgebäude angeordnet: im Norden ein Hochhaus mit 100 Metern Höhe und im Süden ein Würfelbau mit 36 Metern Kantenlänge. Mit diesem Konzept ist es gelungen, das Bahnhofsgebäude überzeugend in die beiden städtebaulichen Bezüge einzubinden: den Humboldthafen und die orthogonale Bebauung des Spreebogens.
Zur Weiterentwicklung des westlichen Stadtquartiers hat der Grundstückseigentümer, die Vivico Real Estate, 2005 einen Architekturwettbewerb durchgeführt. Auch die Umbauung des Humboldthafens ist 2006/07 durch ein städtebauliches Konzept konkretisiert worden, das vom prämierten Grundkonzept Ungers' ausgeht. Die Umbauung wird in sechs Einzelblöcke gegliedert. Neben der Wohnungs- und Büronutzung ist eine Nutzungsmischung mit Hotels vorgesehen. In die Erdgeschosszonen sollen Gastronomie und Dienstleistungseinrichtungen einziehen. Der nord-östliche Block ist dem Wohnen vorbehalten. Zur Wasserseite hin laden weitläufige zweigeschossige Arkaden zum Flanieren ein. Die Uferbereiche sollen durch Gastronomie sowie Anlegestellen und Stege für Ausflugsschiffe vielseitig genutzt und attraktiv gestaltet werden.
Städtebaulicher Wettbewerb Stadtquartier Lehrter Bahnhof
Zweiphasiger, beschränkter, städtebaulicher Wettbewerb mit 14 teilnehmenden Architekturbüros
1. Phase
Ausgabe der Unterlagen: 22. Juli 1994
Rückfragencolloquium: 16. August 1994
Jurysitzung: 11. und 12. Oktober 1994
2. Phase mit 4 Architekturbüros
Ausgabe der Unterlagen: 2. November 1994
Jurysitzung: Dezember 1994/Januar 1995
1. Preis:
O. M. Ungers, Berlin - Quartiers- und Hafenumbauung
Max Dudler, Berlin - Bebauung nördlich der Invalidenstraße
1994 - Quartier nördlich der Invalidenstraße
Entwurf: M. Dudler
1994 - Das Quartier südlich der Invalidenstraße um den Lehrter Bahnhof/Hauptbahnhof
Entwurf: O. M. Ungers
1994 - Das Quartier um den Lehrter Bahnhof/ Hauptbahnhof; Entwurf: O. M. Ungers
2008 - Quartier um den Hauptbahnhof;
Foto: Dirk Laubner
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