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KulturforumBegriff der Stadtlandschaft
Die Hochbauten des Kulturforums - Philharmonie, Neue Nationalgalerie, Neue Nationalbibliothek und St. Matthäus-Kirche - bilden ein Denkmalensemble. Nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Heterogenität kommt dem Kulturforum eine besondere Bedeutung zu. Hier überlagern sich kontrastierende und durchaus im Widerspruch zueinander stehende städtebauliche Konzepte.
Die Idee der Stadtlandschaft als Gegenmodell zur NS-StadtplanungNach 1945 wurde das Leitbild der Stadtlandschaft neu definiert. Es verstand sich als ästhetischer Protest gegen die Monumentalität und Bodenschwere der NS-Bauten. Axialität und Parallelität wurden abgelehnt und sollten von einer freien, rhythmischen Ordnung, gleich einer landschaftlichen Formation, abgelöst werden. Landschaftlichkeit als Gegenbild zu geometrischen Ordnungen galt als Metapher für Freiheit.Scharouns Stadtlandschaft-Planungen für das KulturforumBewusst wurde in Scharouns Planungen für das Kulturforum die aggressive Nord-Süd-Achse Albert Speers durch das angestrebte Konzept der Stadtlandschaft überblendet. Die Offenheit der Raumgrenzen und die Asymmetrie der Gebäudeanordnung sind absichtlich gesetzte Gegenbilder. Scharouns Ziel war es, durch kunstreiches Entwerfen eine natürliche Ordnung der Teile im Raum zu erreichen.„Landschaftlich” in diesem Sinne sind auch die Entwürfe für das Innere der Gebäude, für die Foyers und den Konzertsaal der Philharmonie oder die terrassierten Katalog- und Lesebereiche der Neuen Staatsbibliothek. Die Neue Nationalgalerie als GegenpolMies van der Rohes Neue Nationalgalerie - entstanden in den Jahren 1962 bis 1967 - ist der stadträumliche und architektonische Gegenpol. Die Neue Nationalgalerie verweist auf eine spezifische, von Mies van der Rohe selbst definierte Integration von Stadt und Landschaft. Van der Rohe nimmt die Geometrie nicht als Gegenbild, sondern als Grundlage. Bereits 1926 entwickelte er in seinem städtebaulichen Entwurf für die Stuttgarter Weißenhofsiedlung aus vorgefundener Topographie und verschiedenartigen Würfeln eine Art abstrakte Stadtlandschaft. Die Kuben sind als Zeichen für Tal, Berg, Terrasse und Platz eingesetzt. Sie stehen in einer strengen kompositorischen Ordnung, die nichts mit Scharouns Vorstellungen von Landschaftlichkeit gemein hat. Aber auch Mies van der Rohe abstrahiert mit der stereometrischen Neuen Nationalgalerie von der Topographie des Kulturforums. |