Kulturforum
Entwicklung des Tiergartenviertels bis 1918
Das Tiergartenviertel um 1910 im Straubeplan: Im Norden grenzt es an den Großen Tiergarten, im Osten an den Potsdamer Platz und im Süden an den Landwehrkanal. Quelle: Landesarchiv Berlin, Kartenabt., Sign.: A 2012/2
Vom kurfürstlichen Jagdrevier zur Sommerfrische für die Berliner Bevölkerung
Die südliche Grenze des Tiergartens als kurfürstliches Jagdrevier verlief einst nördlich des Landwehrgrabens. Um 1700 wurden nach der Entwässerung des Gebietes erste Alleen angelegt. Hierzu zählten die Große und Kleine Querallee. Deren Richtungsverlauf war maßgeblich für die Ausrichtung der Parzellen im Tiergartenviertel. Die Flächen wurden landwirtschaftlich genutzt.
Die Umgestaltung und Öffnung des Großen Tiergarten zu einem Lustpark für die Bevölkerung ab 1742 und die Festlegung der Tiergartenstraße als Begrenzungslinie veränderten den Charakter des südlich gelegenen Geländes. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entstanden immer mehr Sommer- und Landhäuser. Ein Wandel zum attraktiven Wohnstandort mit großen Gärten setzte ein.
Bauliche Verdichtung und Entwicklung zum bevorzugten Wohngebiet
Zwischen 1833 und 1840 wurde der Große Tiergarten durch Peter Joseph Lenné umgestaltet. Die Kanalisierung des Landwehrgrabens von 1845-1850 und der verstärkt einsetzende Straßenbau verwandelten das südlich gelegene Gebiet grundlegend. Spekulationsinteressen führten zu einer zunehmenden Parzellenteilung. Die bauliche Verdichtung um die Matthäuskirche wurde vorrangig durch 2- bis 5-geschossige Stadt- bzw. Mietsvillen erzielt. Aus dieser Zeit sind noch die Matthäuskirche, die Parey-Villa und das Palais Gontard erhalten.
Dagegen dominierte entlang der Tiergartenstraße weiterhin die einzeln stehende Villa, die von großzügigen Park- und Gartenanlagen im Stil des Historismus umgeben war.
Das Tiergartenviertel hatte sich seit 1790 zu einem bevorzugten Wohngebiet Berliner Bürger entwickelt, darunter viele prominente Personen, zunächst als Sommerfrische, später als ständiger Wohnort.
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