Kulturforum
Ergebnis
Masterplan 2005
Das in der Überarbeitung von 2005 vorliegende Konzept für die Weiterentwicklung des Kulturforums (Masterplan) bestätigte die bisherigen Konzepte vom März 2004, folgte jedoch stärker dem Scharounschen Leitbild, aus Solitären eine moderne Stadtlandschaft zu formulieren. Bauliche Ergänzungen sind wie schon bisher nur in den Randbereichen des Forums vorgesehen und die beiden Plätze am Kulturforum - der historische Matthäikirchplatz und der Neue Museumsplatz - werden im Maßstab und der Gestaltung eigenständig ausgebildet, aber gleichzeitig freiraumgestalterisch mit dem offenen Landschaftsraum verbunden. Der durch den Verzicht auf eine Bebauung an der Tiergartenstraße und an der Matthäikirchstraße vergrößerte öffentliche Raum des Kulturforums ist zurückhaltend gestaltet und nur mit wenigen Baumgruppen besetzt. Der vorgeschlagene Wechsel von gepflasterten Wegen und unregelmäßig zugeschnittenen Rasenflächen nimmt Bezug auf die Scharounsche Architektur und integriert zugleich die beiden von Hermann Mattern gestalteten Gärten (Musiker- und Lesegarten).
So könnte der Innenraum des Kulturforums zu einem „Lustgarten der Moderne“ werden, wobei der räumliche Zusammenhang der unterschiedlichen Kulturbauten durch eine einheitliche gartenarchitektonische Gestaltung hergestellt wird. Zur Stärkung der kulturellen Identität wäre hier die Präsentation von Großplastiken und Skulpturen wünschenswert.
Um dieses Ziel der Schaffung eines „Lustgartens der Moderne“ und damit eines Ortes für den entspannten Aufenthalt zu erreichen und den heutigen Zustand des transitorischen Raumes zu überwinden, war es notwendig, den Zielkonflikt zwischen fließendem Verkehr, Parkplätzen und dem Anspruch der Fußgänger weitgehend aufzulösen. Dazu wurde vorgeschlagen, auf den größten Teil der oberirdischen Parkplätze, sowie auf die Scharounstraße (die frühere Margaretenstraße) zugunsten eines zusammenhängenden Freiraumes zu verzichten. Diesem Ziel diente auch der Vorschlag, die Sigismundstraße östlich der St. Matthäuskirche als eine Straße ohne Mittelstreifen zu gestalten.
Die Vorschläge zum Masterplan umfassen mehrere Veränderungen im Straßennetz und in der Abwicklung des ÖPNV und des ruhenden Verkehrs. Im weiteren Verfahren wird das verkehrliche Erschließungskonzept für das Kulturforum, das bereits im Planwerk Innenstadt 1997 und im anschließenden Freiraumwettbewerb von 1998 vorgesehen war, konkretisiert.
In dem so stadtlandschaftlich gestalteten Raum des Kulturforums - noch immer unübersehbar durchschnitten durch die verkehrsreiche Potsdamer Straße - wurden an der Peripherie Flächen für private Bauprojekte ausgewiesen. Die Ausweisung der Bauflächen ergab sich vor allem aus der funktionalen und städtebaulichen Qualifizierung des Kulturforums, sie dient aber auch der Refinanzierung der vorgeschlagenen Umbaumaßnahmen.
Gegenüberstellung Masterplan 2005 und Bestand 2005 (blaue Linien)
Gegenüberstellung Masterplan 2005 und ehemalige Planung gemäß Senatsbeschluss 2004 (rote Linien)
Fotomontage Bestand 2005 mit Masterplan (Visualisierung: Büro Kahlfeldt)
Übergangsbereich zum Potsdamer PlatzAuf die im 2. Vorentwurfsplan zum Senatsbeschluss vom 16. März 2004 vorgesehene Bebauung mit ursprünglich zwei "Torhäusern"; wird verzichtet. Stattdessen wird die auf beiden Seiten der Potsdamer Straße vorgeschlagene Bebauung als Ergänzung der "organischen Architektur" von Hans Scharoun, Edgar Wisniewski und Renzo Piano verstanden. Dabei werden die Höhenakzente der ehemaligen "Torhäuser" vermieden und stattdessen die vorhandene topographische Interpretation der Neuen Potsdamer Straße als Tal aufgenommen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auf der Nordseite ein flaches, abgecknicktes zwei- bis dreigeschossiges Gebäude vorgeschlagen, das die Besucher vom Potsdamer Platz zur Philharmonie bzw. zum Kammermusiksaal optisch leitet. Das durch eine Fuge von der Philharmonie getrennte Gebäude könnte Büro- und Proberäume der Stiftung der Philharmonie und im Erdgeschoss ergänzende Nutzungen wie z. B. Cafés, Restaurants, Musikläden aufnehmen. Um den landschaftsarchitektonischen Eindruck auf den früheren Rückseiten zu stärken, soll auf die hier vorhandenen oberirdischen Stellplätze verzichtet werden. Auf der Südseite der Potsdamer Straße soll ein Baukörper angeordnet werden, der auf die städtebaulichen und architektonischen Kompositionsgrundsätze von Scharoun Bezug nimmt. Um den Eindruck eines Torhauses zu vermeiden, soll das Gebäude möglichst weit nach Westen gedreht werden, um so den bestehenden niedrigen Kopfbau der Staatsbibliothek sowie die ergänzenden Gebäude von Renzo Piano sichtbar zu lassen. Die endgültige Gestaltung muss ebenso wie bei der vorgeschlagenen Bebauung auf der nördlichen Seite, im Rahmen konkretisierender Wettbewerbsverfahren gefunden werden.
Neuer MuseumsplatzDer Neue Museumsplatz wurde als grundlegende Idee beibehalten. Er soll den herausragenden Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen angemessenen, die Präsenz der Kunst verstärkenden Ort geben. Der Platz wurde allerdings gegenüber dem ursprünglichen Entwurf verkleinert, um so auf der Nordseite vor dem Kunstgewerbemuseum den notwendigen Abstand für ein ergänzendes privates Gebäude resp. für den Ersatzbau der Design-Abteilung und des Konferenzraums zu schaffen. Das höhere private Gebäude - gedacht als ca. siebengeschossiger „Kunstspeicher“ - wurde aus den bereits erwähnten landschaftsplanerischen Erwägungen, aber auch aus Respekt vor dem Kammermusiksaal und der Gutbrodschen Fassade des Kunstgewerbemuseums, in den Platz hineingedreht. Die im ersten Entwurf vorgesehene Bebauung an der Westseite des Matthäikirchplatzes wurde auf ein zweigeschossiges Gebäude reduziert. In Erinnerung an das Wohnhaus Ernst Curtius‘ wird für dieses Gebäude der Arbeitstitel „Haus Curtius“ vorgeschlagen. Dieses Gebäude könnte ebenso wie der gegenüberliegende „Kunstspeicher“ eine privat betriebene Funktion im Kulturforum aufnehmen (Buchläden, Restaurants, Cafés, privat betriebene Galerien, Design-Shops etc.).
Der Platz selbst wird gegenüber dem Kulturforumsgelände um fünf flache Stufen (60 cm) angehoben, um den Platz optisch gegenüber dem Kulturforum nicht abfallen zu lassen. Der mittig angelegte neue Haupteingang der Gemäldegalerie wird nochmals mit Differenzstufen angehoben, um das vorhandene erdgeschossige Museumsniveau zu erreichen. Der Platz selber wird von einer zweigeschossigen Kolonnade umstellt. Mit dieser Höhe wird sichergestellt, dass die dahinter liegenden vorhandenen Gebäude der Gemäldegalerie, des Kunstgewerbemuseums und des Kupferstichkabinetts aus der Distanz sichtbar bleiben. Mit der einer Kolonnade innewohnenden Transparenz bleiben die Gebäude auch aus der Nähe sichtbar und einfach zugänglich.
MatthäikirchplatzDer Matthäikirchplatz als ältestes und einziges Fragment des verloren gegangenen Tiergartenviertels soll unverändert erhalten und besser kenntlich gemacht werden. Die im im Konzept des Senats vom März 2004 verfolgte bauliche Fassung zur Stärkung der Stellung der St.-Matthäus-Kirche durch leicht eingerückte Gebäudeteile wurde modifiziert. Die vorgeschlagenen Gebäude wurden verkürzt, so dass nun der neue Museumsplatz und der historische Matthäikirchplatz räumlich eine Platzfolge bilden, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Der im bisherigen Konzept aus drei- und viergeschossigen Gebäuden bestehende östliche Platzabschluss und gleichzeitige Übergang in den stadtlandschaftlich gestalteten Innenraum wurde deutlich verändert. Der Ausgangsentwurf barg die Gefahr, Rückseiten gegenüber dem östlichen Teil des Stadtlandschaftsraums zu bilden. Statt der dreifach parzellierten Platzrandbebauung werden nun zwei schmale, langgestreckte Gebäude vorgeschlagen, um eine direkte Verbindung zwischen Matthäikirchplatz und Park zu ermöglichen und für die optische Präsenz der Kirche im stadtlandschaftlichen Raum insbesondere auch in Richtung Staatsbibliothek zu sorgen. In Erinnerung an den Wohn- und Arbeitsort der Brüder Cassirer wird dafür als Arbeitstitel „Galeria Cassirer“ gewählt. Die Gebäudeformation fügt sich stärker in den Charakter des durch Einzelgebäude definierten Kulturforums ein und reagiert gleichzeitig auf die architektonische Haltung der Bauwerke von Friedrich-August Stüler und Mies van der Rohe. Die insgesamt ca. 80 m lange und 18 m breite Gebäudegruppe versteht sich als Interpretation einer modernen Galerie. Mit maximal drei Geschossen bleibt das Gebäude unterhalb der Trauflinie der St. Matthäus-Kirche. Der Typus ermöglicht im Erdgeschoss problemlos sowohl eine Nutzung zum Matthäikirchplatz als auch zum Park.
Gebäude südlich der StaatsbibliothekAuf der ursprünglich als Verkehrsfläche vorgesehenen Westfläche zwischen der Staatsbibliothek und dem Landwehrkanal soll das Kulturforum durch ein starkes solitäres Bürogebäude seinen Auftakt wie Abschluss finden. Das Gebäude staffelt sich von vier über sieben bis zu neun Geschossen und versteht sich als Referenz an das Shell-Haus von Emil Fahrenkamp. Mit seiner maximalen Höhe ordnet es sich dem Bücherturm der Staatsbibliothek unter. Das Baufeld wird zugunsten eines neuen, nach Süden orientierten Platzes vor dem Bücherturm verkleinert. Damit wird die Verbindung zwischen der alten Potsdamer Straße und dem Landwehrkanal neu betont. Zudem bleibt die Staatsbibliothek mit ihrem markanten Bücherturm vom Landwehrkanal aus sichtbar. Dieser Platz ist zugleich Ausgangspunkt für die Besucher aus dem Bereich des Marlene-Dietrich-Platzes, um die Neue Nationalgalerie im Kulturforum zu erreichen.
WettbewerbeFür die vier beschriebenen Orte und ihre Gebäude wird vorgeschlagen, im Einvernehmen mit den Eigentümern, Nutzern und Nachbarn Architekturwettbewerbe durchzuführen.
Fotomontage Bestand 2005 mit Masterplan;
Blick von Norden auf den Matthäikirchplatz
Fotomontage Bestand 2005 mit Masterplan;
Blick von Süden auf die St.-Matthäus-Kirche
Fotomontage Bestand 2005 mit Masterplan;
Blick von der Nationalgalerie zur Philharmonie
Fotomontage Bestand 2005 mit Masterplan;
Blick von der Nationalgalerie nach Osten
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