Molkenmarkt
Gründung der Doppelstadt Berlin-Cölln
"Grundriss der beyden Churf[ürstlichen] Residentz Stätte Berlin und Cölln an der Spree" um 1648
© Landesarchiv Berlin, F Rep. 270, A 9
Der erste Bauboom in Berlin und Brandenburg fand im hohen Mittelalter statt. Im ausgehenden 12. und 13. Jahrhundert entstanden unter der Herrschaft der askanischen Landesherren zahlreiche Städte zwischen Elbe und Oder. Zwei davon wurden benachbart zu beiden Seiten der Spree angelegt: die Doppelstadt Berlin-Cölln. Sie bildet den Kern der 800 Jahre jungen Metropole Berlin. Die von Handwerkern und Kaufleuten geführten Bürgerschaften errichteten zwar jeweils eigene Stadtbefestigungen, Rathäuser, Pfarrkirchen und Marktplätze. Maßnahmen zur Durchsetzung und Realisierung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen stimmten sie jedoch ab.
Wind und Wasser dienten den aufstrebenden Städten als wichtige Energiequelle. Die effektive Nutzung der Wasserkraft machte den Bau eines Mühlendamms in der Spree notwendig. Das solide, mit Holzpfählen gegründete Bauwerk nahm Wassermühlen auf und trug auch Häuser. Der 1298 erstmals urkundlich erwähnte, wohl an Stelle einer Furt über die Spree errichtete Mühlendamm bildete fortan die wichtigste Verbindung der Cöllner Inselstadt mit der größeren Schwester Berlin. In seinem Umfeld kam es vor allem im 13. und 14. Jahrhundert zu erheblichen Bauaktivitäten, darunter die Errichtung der Pfarrkirche St. Nikolai. Archäologische Ausgrabungen auf der heutigen Fischerinsel haben meterdicke Aufschüttungen des Uferbereichs auf der Cöllner Seite nachgewiesen. Der Rückstau des Wassers hier und andernorts führte spreeaufwärts zu einem erheblichen Wasseranstieg.
Für Handelsschiffe auf der Spree war der Mühlendamm unpassierbar. Landesherren und die Städte nutzten dieses Hindernis zu ihrem Vorteil. Die Waren der Fernkaufleute mussten nämlich nicht nur umgeladen, sondern dank des "Stapelrechts" an Ort und Stelle auch gehandelt werden. Nahe diesem für die Städte lukrativen Warenumschlagplatz bildeten sich an den Enden des Mühlendamms einerseits der Cöllnische Fischmarkt, andererseits der Berliner Molkenmarkt (ehemals Olde Markt). Der Molkenmarkt lag zudem günstig am Schnittpunkt Verkehrsadern Spandauer Straße und Stralauer Straße, die zu den Stadtmauern führten.
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