Ausgangslage
Das Fördergebiet Schillerpromenade erstreckt sich in Nord-Süd-Ausrichtung zwischen Columbiadamm bzw. Flughafenstraße im Norden bis zum Anita-Berber-Park im Süden. Im Westen grenzt das Tempelhofer Feld an das Fördergebiet an, während im Osten die Leinestraße das Gebiet begrenzt. Die Schillerpromenade als Namensgeber bildet die deutlich erkennbare Mittelachse.
Luftbild von der Schillerpromenade; Foto: © Wirtschaftsatlas Berlin / BPWT
Das Quartier entstand um 1900 als „Wohnquartier für Besserverdienende“. So wollte sich die Stadt Rixdorf unter ihrem damaligen Bürgermeister Hermann Boddin von ihrem Ruf eines Arbeitervorortes lösen. Ein Großteil der Gebäude wurde bis 1910 errichtet und kann dem Jugendstil zugeordnet werden. Die im Gebiet tätigen Investoren Joseph Anton Dotti und die Gebrüder Kappel stellten architektonische Richtlinien für Fassade und Grundstück auf, wodurch eine hohe qualitative Gestaltung der Gebäude und des Stadtraums sichergestellt wurde. Der Stadtgrundriss entspricht noch heute überwiegend der historischen Blockstruktur. In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Bebauung mit Wohnanlagen des sozialen Reformwohnungsbaus am östlichen Rand des Tempelhofer Feld ergänzt. Bruno Taut, als einer der prominentesten Vertreter, war der Architekt von einigen Wohnblöcken.
Genezarethkirche am Herrfurthplatz, 2020; Foto: © Eric-Jan Ouwerkerk
Bruno-Taut-Wohnblock an der Leinestraße, 2019; Foto: © BSM mbH
Im Gebiet wurden schon während der Bauphase die notwendigen öffentlichen Einrichtungen wie zwei Schulen errichtet. Davon ist die eine Schule (die Karl-Weise-Schule) der zentrale Schulstandort im Gebiet.
Baugewerkschule, eins der herausragenden Bauten von Anfang des 20. Jahrhunderts, 2020; Foto: © BSM mbH
Schulhof der Karl-Weise-Schule, 2020; Foto: © Eric-Jan Ouwerkerk
Nach dem zweiten Weltkrieg, den das Gebiet in weiten Teilen unbeschadet überstanden hatte, setzte aufgrund des zunehmenden Fluglärms vom angrenzenden Flughafen Tempelhof ein Preis- und Qualitätsverfall der Wohnungen ein. Dies hatte zur Folge, dass zunehmend die besserverdienende Bevölkerung weg- und eher sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit einem hohen Anteil erwerbsloser Personen zuzogen.
1990 wurde der Schillerkiez als Schwerpunkt für die Stadterneuerung definiert. Seit 1999 wurde das Gebiet im Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen und viele Maßnahmen und Projekte wurden im Rahmen des Quartiersmanagements Berlin gefördert. Ende des Jahres 2020 wird die Förderung im Rahmen des Quartiersmanagements beendet. Um die erreichten Erfolge des Quartiersmanagement zu stärken und um noch ausstehende bauliche Maßnahmen umsetzen zu können, erfolgte eine Aufnahme in das Programm "Lebendige Zentren und Quartiere".
Ziele und Schwerpunkte
DMit der Aufnahme in das Programm „Lebendige Zentren und Quartiere“ 2019 können weitere Projekte die Lebensqualität im Gebiet unterstützend stabilisieren und erhöhen. Dabei soll darauf geachtet werden, dass die vorhandene gemischte Sozialstruktur erhalten bleibt. Im Fokus der Umsetzung stehen zudem die Aufwertung des öffentlichen Raumes und der sozialen Infrastruktur.
Zugang zum Anita-Berber-Park an der Carl-Legien-Schule; Foto: © Eric-Jan Ouwerkerk
Insbesondere werden folgende Handlungsziele verfolgt:
- Bestehende gemischte Bewohner*innenstruktur innerhalb des Wohnquartiers erhalten und stärken.
- Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas im Quartier.
- Bildungsangebote und sonstige soziale Infrastruktureinrichtungen im Quartier als wichtige Ankerpunkte sichern, stärken und bei Bedarf ausbauen.
- Anpassung der Schillerpromenade, des Herrfurthplatzes und der Herrfurthstraße an die veränderten Nutzungen.
- Verkehrskonflikte und Barrieren im öffentlichen Raum abschwächen und beseitigen.
- Sicherung und Ergänzung der Quartiersversorgung.
Projekte
Als eine der ersten Maßnahmen soll der bestehende barrierefreie Zugang zum Anita-Berber-Park westlich der Carl-Legien-Schule qualifiziert werden. Die Barrierefreiheit wird derzeit über eine Rampe gewährleistet, die sich auf dem Parkgelände befindet. Der Anschluss an die direkt nördlich angrenzende Leinestraße ist allerdings nicht barrierefrei ausgeführt, es fehlt eine Bordsteinabsenkung und der Zufahrtsbereich ist mit Kopfsteinpflaster belegt. Für mobiliätseingeschränkte Personen ist der Zugang beschwerlich.
Eine weitere kurzfristig umzusetzende Maßnahme ist die Konzepterstellung für den Ausbau der Oderstraße als Fahrradstraße. Die Oderstraße liegt östlich des Tempelhofer Feldes und verbindet in Nord-Süd-Richtung die Herrfurthstraße mit dem Anita-Berber-Park und im weiteren Verlauf mit der Silbersteinstraße. Außerdem ist die Oderstraße als Vorzugsroute für eine übergeordnete Radwegeverbindung (Radschnellverbindung Y-Trasse) vorgesehen.
Radweg an der Oderstraße, 2020; Foto: © Eric-Jan Ouwerkerk
Oderstraße mit Zugang zum Tempelhofer Feld, 2020; Foto: © Eric-Jan Ouwerkerk
Rechtsgrundlagen
Förmliche Festlegung als Erhaltungsgebiet
- Verordnung zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart sowie der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung des Gebiets Schillerpromenade im Bezirk Neukölln von Berlin vom 21.06.1996
- Änderungsverordnung zur teilweisen Aufhebung der Verordnung zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart sowie der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung des Gebiets Schillerpromenade im Bezirk Neukölln von Berlin vom 28.09.2001